Der Neuen Musik wird ein Dasein im Elfenbeinturm vorgeworfen oder sie wird als notwendige Avantgarde eines neuen Kunstverständnisses legitimiert. Unabhängig zur Position in dieser Frage liefert die Neue Musik eine 100-jährige Geschichte mit verzweigten Schulen und Personalstilen und unzähligen Werken und Reflexionen zum Betrachten. Und Heinz Klaus Metzger dachte zumindest: “Der Elfenbeinturm hat Schießscharten.” Diese wollen wir öffnen.
Ausgehend von Adornos Philosophie der neuen Musik und der zweiten Wiener Schule werden wir mit uns Adornos Begriff der Tendenz des Material an unterschiedlichen Schulen entlang in die Gegenwart hangeln, die Darmstädter Ferienkurse 2025 als Ziel in der Ferne. Dabei werden wir abwechselnd in Sitzungen Werke komplett hören und diskutieren; als common ground der verschiedenen Stile widmen wir uns vor allem Streichquartetten. In den anderen Sitzungen werden wir gemeinsam reflektierende Texte besprechen, darunter Schlüsseltexte von Stockhausen und Lachenmann. Es werden Komponistinnen der HfMdK teilnehmen, deren neue Werke wir in zwei Sitzungen gemeinsam besprechen und reflektieren. Zusätzlich gehen wir auf Exkursionen zur Nacht der Neuen Musik der HfMdK, einer Werkschau der Kinofilme Johannes Kreidlers in der Pupille, einem  Vortrag von Lydia Goehr (Columbia University) und zum Abschluss zur Visite Critique von partisan notes bei den Darmstädter Ferienkursen.
Der Hör- und Lesekreis ist offen für alle Interessierten, für fachfremde Studierende ebenso wie für Neue-Musik-Interessierte, die nicht an der Goethe-Universität sind.